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Gabriele Hunger

Kursleiterin, gest. 2006


In memoriam

GABRIELE HUNGER

…und immer werden da Spuren Deines Lebens sein
Gedanken, Bilder, Augenblicke,  die uns erinnern
und uns glauben machen werden, Du seiest noch bei uns.


TRADITION UND MYTHOS  
von Gabriele Hunger


Es wird so lange eine Ikonographie des Heiligen geben, wie Menschen sich Bilder machen oder Zeichen setzen. Was nun die Heiligenverehrung betrifft, konnte sich die Kirche von jeher auf das Urbedürfnis des Menschen nach symbolischer Intimität berufen. Reliquienverehrung darf nicht ohne die Heiligenverehrung betrachtet werden, da sie sonst in Fetischismus und Okkultismus abglitte, muß jedoch an der Vergangenheit und in der jenseitigen Zukunft orientiert, festgemacht werden.
Nachdem durch Anhäufung von Reliquien und Reliquien-Handel Machtansprüche zementiert wurden, die sich von der ursprünglichen tiefen Gläubigkeit absolut entfernt hatten, muß auch die Haltung der Reformation in diesem Sinne verstanden werden. Durch Reformation und Gegenreformation driftete der mittelalterliche Mensch in seiner Heilssehnsucht in eine Frömmigkeit, die heute verständnislos als "Aberglauben" belächelt wird.
Die allgemeine Entmystifizierung trägt den Anspruch, nicht nur mit den Augen, sondern dem Herzen zu sehen. So war es ihr vordringliches Anliegen, die in ihren Kursen vermittelten Techniken der KLOSTERARBEIT nicht entfernt von ihrer Ursprünglichkeit, sondern mit dem Versuch, das Denken und Fühlen der Zeit des Entstehens betrachtend, nahezubringen.
Legitim jedoch erscheint jedwedes Hinterfragen von Zusammenhängen und dem Bezug zur Gegenwart.
War es einst ein Privileg von hohen geistlichen und weltlichen Würdenträgern, Reliquien zu besitzen, so trug nach Wiederentdeckung der Katakomben (1578 Katakombe Anonima di Via Anapo in Rom) zu einer volksnahen Reliquienverehrung bei. Ab diesem Zeitpunkt kann von einer regelrechten Produktion durch Klöster von Reliquienbildern und -tafeln gesprochen werden, waren doch die früheren Fassungen wie Ostensorien, Schreine, etc. von Gold- und Silberschmieden hergestellt.
Weitgehend unbekannt ist, daß zu Beginn hauptsächlich in Männerklöstern gefaßte Reliquien dargestellt wurden. Später wurde dies von Frauenklöstern übernommen und bis in unser Jahrhundert fortgesetzt. Diese kirchliche Tradition wird mit dem 2. Vatikanischen Konzil gebrochen.
Da man in der Volkskunst jedoch auch auf Werke profanen Inhalts, die in der Technik der Klosterarbeit ausgeführt wurden, stößt, ist es begrüßenswert, daß diese handwerkliche Tradition - unabhängig und losgeslöst von der ursprünglich vorwiegend religiösen Funktion - unter Bedachtnahme auf Ästhetik und Faszination des Brauchtums nun vermehrt fortgeführt wird.
Leider ist jedoch festzustellen, daß sehr häufig nicht nur die Sinnhaftigkeit, sondern auch die handwerkliche Kunstfertigkeit nicht mehr vermittelt werden. Es kommt so zu einer bedauerlichen und strikt abzulehnenden Banalisierung und Inflation einer einst großen Tradition, die die meisten heute gefertigten "Klosterarbeiten" zu einer Bastelei verkommen lassen.